#mvw23einhalb - Digitale Kompetenzen im Betrieb entwickeln

Bei der mvw23einhalb haben wir zum Diskurs über die digitalen Kompetenzen in den Betrieben eingeladen. Wie weit geht Digitalisierung ohne Programmierkenntnisse, woher neue Nerds kommen können und welche Alternativen es gibt zu den Stellenbesetzungen, die wir uns wünschen können, aber nicht haben werden. Beim Personal gibt es viel Entwicklungsspielraum zwischen Analog und Digital, zwischen 0 und 1. Gemeinsam mit Unternehmensvertreter*innen, Betriebsräten und IT-Spezialisten und Bildungsexperten haben wir das Thema am 11.12.2023 beleuchtet. 

Hier geht es zu den Impressionen des Tages und zum Programm.

Themeneinordnung "Digitale Kompetenzen"

Axel Fick (mv-works)

Frag doch mal Susanne, ob sie programmieren will

Die Zahlen sehen nicht gut aus. Ginge es nur nach der Statistik, machen wohl andere das Rennen im digitalen Talentwettbewerb. Nur ein gutes Prozent der Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten in IT-Berufen, als Programmiererin, Systemadmin oder Wirtschaftsinformatiker.

So ein geringer Anteil ist beinahe Schlusslicht in Deutschland, vier bis fünfmal geringer als in Hamburg oder Berlin, lediglich Sachsen-Anhalt steht inzwischen noch schlechter da. Sicher, hier ließe sich erneut einwenden, die „Struktur“ sei ja eine andere an der Küste - mehr Tourismus, Pflege, Einzelhandel, dafür leider eben weniger Industrie und Startups als im Süden oder in den Großstädten. Aber sollte die Digitalisierung - jetzt in Kombination mit dem Ziel der CO2-Neutralität - nicht die Karten neu mischen und MV zu einem besseren Blatt verhelfen?

 

Die offene Frage ist: Können wir Digitalisierung gewinnen ohne ausreichende Expertise ? - und: Was und wie viel sind die richtigen Kompetenzen und das richtige Maß? Die bloße Verteilung ausgebildeter IT-Experten je Quadratkilometer ist allenfalls ein Indikator, aber keine hinreichende Messgröße für den Digitalisierungsstand einer Region. Wehklagen hilft ohnehin nicht weiter, wir müssen mit den - objektiv zu wenigen - Computerexpertinnen auskommen, die wir haben. Und ob Mecklenburg-Vorpommern als Zuzugsland im globalen IT-Fachkräftemarkt attraktiv genug ist, wird jede Softewareentwicklerin dieser Welt für sich entscheiden, darauf sollten wir jedenfalls nicht unsere Zukunft setzen.

Die digitalen Talente, die es realistisch zu entdecken gibt, sind ohnehin längst hier, gehen jeden Morgen in die Betriebe und verrichten ihr Werk - nur eben manchmal noch sehr analog. Hinzu kommen diejenigen Nachwuchskräfte, die Minecraft spielend oder in der Robotik AG in den Schulen und Ausbildungsstätten noch auf ihren Einsatz warten.

Über die digitalen Kompetenzen der allermeisten Beschäftigten, die nicht zu jenen knapp 7.000 IT-Experten im Land gehören, wissen wir nichts, wir ahnen nur, dass ihre Computererfahrungen in der Regel informell erlernt und wahrscheinlich ausbaufähig sind. Über die Frage, was aktuell zu einer „Basiskompetenz“ einer Mitarbeiterin

in der Produktion, in der Verwaltung, auf dem Dach oder im Warenlager gehört, kann diskutiert werden - soll unbedingt diskutiert werden. Wir gehen fest davon aus, dass ein IT-Grundwissen bei allen gut 700.000 Berufstätigen im Land für eine erfolgreiche Digitalisierung der Wirtschaft wichtig und dringend zu vermitteln ist: Nicht jeder/jede muss dafür Code schreiben oder Netzwerke bauen können, aber zu erkennen, wo das Internet anfängt, wäre schon sehr hilfreich - im Interesse der Sicherheit, aber auch im Interesse der Innovationsfähigkeit der Unternehmen.

Wie großartig wäre es, jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin über seine/ihre Bedienerkompetenz hinaus zu bestärken und Möglichkeiten, Zeit und Raum zu bieten, ihre Fähigkeiten im Umgang mit Computer, Internet und KI-Tools zu erweitern, sowie in Kombination mit seiner/ihrer analogen Berufserfahrung wirklich etwas Neues, Kreatives im Unternehmen zu schaffen?

Die Frage wird also nicht sein, ob wir in MV mit 7000 oder 8000 Computerexperten einen Blumentopf gewinnen (mehr ist immer gut), sondern an wie vielen Stellen der Wirtschaft wir vorhandenes analoges Erfahrungswissen - das ist der größere Faktor in der Rechnung - mit digitalem Basiswissen multiplizieren können. Das Ganze schließlich exponenziert mit den ausgebildeten IT-Experten, dann kann das Land vielleicht doch noch weiter vorn mitspielen.

Impulse aus der Praxis

Diakonie Nord Nord Ost I Sternmaid I Don-Bosco-Schule I Liebherr Akademie I Thyssenkrupp Marine Systems I DVZ M-V

Digitale Talente im Betrieb entdecken und fördern

Doreen Boniakowsky, Diakonie Nord Nord Ost gemeinnützige GmbH berichtet über ihren Ansatz im Unternemen beim  IT-Kompetenzaufbau im Betrieb. Hierbei stellte Sie ihren unternehmensinternen Prozess bei der Einführung digitaler Technolgien vor sowie die verschiedene Rollen im Unternehmen, die diesen unterstützen und begleiten. Besonders betont wurde der hohe Invest an Ressourcen bei der Pilotierung, welche immer in einem geschützten Raum stattfindet, die Training-on-the-Job Begleitung der Mitarbeiter*innen bei der Einführung sowie Entwicklung Multiplikatoren über die Roll-out Phase hinaus. 

 

 

"Den Spaß daran finden … „- KI braucht digitale Kompetenzen (auch auf der Betriebsratsseite)"

unter diesem Workshoptitel berichtete Bernd Biemann (thyssenkrupp Marine Systems GmbH, Works Council, Vorsitzender IT Ausschuss Gesamtbetriebsrat, Vorsitzender Wirtschaftsausschuss) wie er sich beim führenden europäischen Systemhaus für U-Boote und Marineschiffe (tkMS) der Schlüsseltechnologie KI zugewand hat. Grundsätzliche Vereinbarungen dazu schaffen Vertrauen und sind eine gute Grundlage für Verantwortung und Teilhabe der Mitbestimmung. Heute hat tkMS nicht nur eine gemeinsam erarbeitete Übersicht über die vorhandene IT-Architektur mit KI-Kategorisierung, sondern ist auch kurz vor dem Abschluss einer KI-Vereinbarung.

Chance Berufseinstieg - Generation Alpha empowert die Digitalkompetenz im Unternehmen?

Die Frage hatten wir im Vorfeld Manfred Wanitschke, dem Ausbildungsleiter der Liebherr Akademie, gestellt. Gemeinsam mit einem seiner Azubis aus dem zweiten Lehrjahr gaben sie einen Einblick in das Portfolio und die Anforderungen an die Schulabhänger*innen für einen erfolgreichen Einstieg in die Berufsbilder bei Liebherr. Dabei wurde klar, dass digitale Kompetenzen in allen Ausbildungsberufen benötigt werden, da die Interaktion mit Technologien auch in der Werkshalle nicht mehr wegzudenken ist. Die Ausbildung betriebsspezischer Anforderungen liegen aber klar im Aufgabenfeld der Ausbildung. Schüler*innen bringen meist eine gute Basis an Digitalkompetenz mit, auf die in der Ausbildung aufgebaut werden kann. 

Ausprobieren

der europäische Referenzrahmen für digitale Kompetenzen I das mv-works-race

EU Referenzrahmen für digitale Kompetenzen
Die Teilnehmer*innen durften in einer kurzen Challenge zum Abschluss der Veranstaltung ihre Digitalen Kompetenzen selber einmal testen . Als Grundlage diente der von er EU entwickelte Selbsttest "Test your digital skills!", der online verfügbar ist.
Side Fact: Die Siegergruppe erreichte in unter 20 Minuten das Level "Profi". 

Informationen und Links zum "EUROPÄISCHER REFERENZRAHMEN FÜR DIGITALE KOMPETENZEN / DIGCOMP 2.2 finden Sie hier. 

Link zum Paper

Link zum Test

Knack den Highscore
Mit einem von unserem Schülerpraktikanten auf Low-Code Basis entwickelten "endless runner" Game für das Smartphone, dem "mv-works-race", könnt ihr versuchen den aktuellen Highscore zu knacken.

Also Handy zücken, QR Code scannen und losspielen!
oder Link klicken und starten

Digitale Kompetenzen und Geschlechtergerechtigkeit

Die Verbindung von Geschlechtergerechtigkeit und Digitalisierung wurde an diesem Abend nicht auf der Bühne diskutiert - ist aber ein Thema, das alle Bereiche durchdringt. Das Landeszentrum für Gleichstellung und Vereinbarkeit in M-V (LZGV) hat uns ein Fact Sheet zum Themeneinstieg zur Verfügung gestellt, auf welches wir an dieser Stelle hinweisen möchten.